In der gegenwärtig laufenden Flüchtlingsdebatte wird sehr häufig die Frage aufgeworfen, wie mit den sogenannten Armuts- oder Wirtschaftsmigranten umgegangen werden soll. Voraussetzung einer solchen Frage ist, dass zwischen wirkoich Hilfsbedürftigen aus Krisengebieten und denjenigen unterschieden werden kann, die nach Deutschland kommen, um ein besseres Leben zu führen. Auch Angela Merkel hat in ihrer berühmt gewordenen Pressekonferenz vom 31. August 2015 darauf hingewiesen, dass Migranten aus dem Westbalkan kein legitimes Motiv der Einwanderung haben.
Der „SPIEGEL“ widmet sich jetzt der Frage der Armutsmigration nicht aus juristischer Sicht, sondern anhand eines Rückblicks auf vergangene Armutseinwanderungen, und kommt zu dem Schluss, dass diese Deutschland mitgeprägt haben.
Besonderes Augenmerk lenkt der „SPIEGEL“ auf die Einwanderung von Polen in das Ruhrgebiet im neunzehnten Jahrhundert. Wer einen Blick in die Kommentare zu diesem Artikel wirft, wird feststellen, dass dieser Vergleich zwischen den Polen und den heutigen Armutsmigranten eine heftige Polemik ausgelöst hat. Ist die Armutseinwanderung von ungelernten Arbeitskräften, die in den Kohlebergwerken arbeiten, mit dem heutigen Bedarf der Industrie an qualifizierten Arbeitskräften vergleichbar? Und ging es damals nicht um eine interne Wanderungsbewegung aus den deutschen Ostprovinzen nach Westdeutschland, die im Gegensatz zur Migration aus dem Ausland steht? Der SPIEGEL gibt keine Antworten, sondern fordert zu einer historisch aufgeklärten Betrachtung der Fragen auf.